18.10.2017Jahrestag als Digitaler Nomade
Heute vor genau einem Jahr bin ich aus Frankfurt aufgebrochen, frisch ortsunabhängig und reisehungrig. Wie bei jedem Jubiläum ist es eine gute Gelegenheit zur Reflektion; das Vergangene verdauen und das Kommende planen.
Was ist passiert?
Ich habe in 19 Städten in 10 Ländern gelebt, hatte 17 verschiedene Arbeitsplätze und habe in 13 verschiedenen Gyms trainiert. Ich war im Schnitt knapp 3 Wochen in jeder Stadt und bin 25 mal geflogen. Die Welt ist klein geworden und ich bin begeistert von all den irre netten Menschen überall.
Ich hatte letzten Spätherbst im rustikalen Kaukasus (Georgien, Armenien, Aserbaidschan) angefangen, dann ein kurzer Zwischenstopp über Weihnachten zur Familie und in die Schweiz. Darauf kam Südasien mit dem paradiesischen Thailand, dem exotischen Indien, dem liebenswerten Bangladesch und der leicht merkwürdige arabische Raum mit dem Oman und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Nach einem Monat Deutschland und einer Woche wandern in Schottland ging es dann zu einem guten Freund in das regnerische, aber traumhafte Alaska in die USA. Nach einem Monat Wandern, Gold waschen und Lachse angeln dort haben wir noch zusammen 10 Tage Hawaii eingeschoben. Dann alleine nach San Francisco und jetzt seit schon 2,5 Monaten Mexiko.
Ich denke ich hatte noch nie in meinem Leben mit so viel Action. Ich arbeite ja unter der Woche an meinem Laptop, aber an den Wochenenden versuche ich die Stadt und Umgebung zu erkunden.
Ich habe ein paar wirklich gute Freunde gefunden, hatte viele Bekannt- und einige Liebschaften. Was wäre das Leben ohne Menschen!
Mein Leben
Hach, diese Leichtigkeit! Kein Putzen oder Wäsche waschen, kein Nachbarschaftsstreit, null Verpflichtungen. Es gibt nur mich und meine Reisetasche und wenn es mir nicht gefällt, buche ich mir für morgen Mittag einen Flug nach sonstwo - nächste Stadt, nächstes Land oder nochmal nach Thailand. Ich wechsele ständig zwischen Großstadt und Strand, einfach weil ich beides toll finde und ja einfach immer sein kann, wo ich will. Im Alltag habe ich drei Eckpfeiler:
Meine Wohnung: Oft über AirBnB und manchmal Hotels. Eigentlich immer sehr zentral mit bester Verkehrsanbindung. Gerne mit Küche und ohne Moskitos, aber solange ich genug m² habe, bin ich schnell zufrieden. Wichtigstes Kriterium: Nicht mehr als 10 Minuten zu Fuß in's Coworking und in's Gym. Mittlerweile verhandel ich auch bei Aufenthalten von über zwei Wochen, da spart man schnell ein paar hundert Euro.
Mein Coworking: Hier arbeite ich jeden Wochentag, meistens bis spät Abends - weil mir Spaß macht, was ich tue :) Bester Ort, um andere Nomaden, Freelancer oder allgemein interessante Leute kennenzulernen. Guter Kaffee, frisches Obst, nette Rezeptionistin und konzentrierte Atmosphäre machen den Tag angenehm. Tja, hier sitze ich immer an meinem jeweiligen Schreibtisch und programmiere vor mich hin, den halben Tag für den Job, die andere Hälfte für mich.
Mein Gym: Mittlerweile gehe ich sogar 2 mal pro Woche. In Tiflis und Mexiko City waren soweit die modernsten, die ich angetroffen hab, aber im Prinzip ja überall gleich: Eine Menge Eisen und Maschinen für 2 bis 15€ pro Tag. Hier posen die Leute mehr und dort räumt niemand die Gewichte weg, aber sonst alles gleich. Am Anfang bin ich immer etwas schüchtern angekommen, mittlerweile stiefel ich aber schnurstracks rein, stell mir alles ein wie ich es brauche und zieh mein Ding durch.
Der Rest: Putzen oder Wäsche waschen machen andere für mich und oft gehe ich einfach 2x/Tag in's Restaurant, plus einmal Streetfood oder schnell was in die Pfanne werfen. Einfacher geht's nicht und kosten tut's auch nichts dank Niedriglohnländern - und gleichzeitig tue ich Gutes für die lokale Wirtschaft. Im Terminplan steht fix nur Fitness und neuerdings Spanischunterricht über Skype, aber auch da bestimme ich, wann der stattfindet. Toll, diese Leichtigkeit!
Meine Highlights
Wandern im Kaukasus
Baku in Aserbaidschan
Die Tempel in Thailand
Motoradtouren in Thailand
Krabi in Thailand
Indien, Neu Delhi
Indien, Taj Mahal
Dhaka in Bangladesch
Tag an einer Oase im Oman
Whisky-Wandern in Schottland
Wundervolles Alaska
Strände in Mexiko
Ruinen in Mexiko
Business
Relativ am Anfang meiner Reise hatte ich begonnen, meine russisch-Seite zu monetarisieren und meinen ersten Euro eingenommen (yey!), mittlerweile bringt sie rund 150€/Monat ein, immerhin.
Ein Projekt, veryinteresting.io ist ohne großes Interesse geblieben und zwei andere gestartete, ein Sharing-Plugin und Admin-Dashboard, sind mangels Potential auf Eis. Ein Projektmanagement-Tool hatte ich mit einem Schweizer angefangen und kürzlich nach einem dreiviertel Jahr beerdigt, weil es nirgendwo angekommen ist.
Drei weitere Projekte sind in der Pipeline, u.a. ein spanisches Pendant zu der russisch-Seite. Das ist hauptsächlich technische Spielerei um meine Skills zu modernisieren, aber man weiß nie, was herauskommt. Was fehlt ist sicherlich der Fokus, aber meine Erwerbsarbeit macht mir Spaß und die ganzen Azteken-Ruinen schauen sich auch nicht von alleine an... Naja, ich habe gerade keine Eile und werkel einfach weiter.
Was kommt
Von Anfang an hatte ich Angst, dass meine Reiselust schnell versiegt. Aber im Gegenteil, ich kann mir im Moment nicht vorstellen, wieder fest an einem Ort zu wohnen, dafür ist die Welt zu groß und zu schön. Vielleicht die Sommer im abwechslungsreichen Europa und die Winter im warmen Südostasien verbringen? Mal schauen, Prioritäten und Lebensvorstellungen ändern sich ja auch.
Erstmal wird es wohl das nächste halbe Jahr Mittel- und Südamerika, dort alles entdecken und Spanisch lernen. Nebenbei weiter am Business und an Hobbyprojekten arbeiten, weiter Fitness machen und das Leben genießen.
Also, auf in's zweite Jahr voller Reisen und neuer Menschen und Länder!