Die Suche nach der Freiheit

28.11.2016Digitales Nomadentum

Arbeiten von überall aus, solche Leute nennen sich Digitaler Nomade und dieser Lifestyle ist gleichzeitig Sehnsucht, Reiseromantik, normaler Alltag und Abenteuer.

Ich habe mich dem jetzt angeschlossen, bin frisch auf Achse und will kurz dieses neuartige Lebenskonzept und meine Motivation dazu erklären.

Die Sehnsucht

Der Wunsch nach diesem Leben ist über ein Jahr lang in mir gewachsen, bevor es nun losging. Alles begann mit dem Lesen von ein paar Blogs von solchen Unabhängigen, die jedes Jahr dutzende Länder bereisen und die vollkommene Freiheit genießen. Einfach den Job kündigen und raus, nach Peru, nach Indien, nach Vietnam. Auf die höchsten Berge, an türkisblaue Sandstrände oder in blinkende, turbulente Großstädte, wohin einen die Laune trägt. So lag ich manchmal stundenlang gemütlich mit meinem iPad im Bett am Fenster und hab dabei träumend auf Google Maps hin- und hergewischt.

Da gab es zuerst Yongfook, halb Brite, halb Chinese, der sich am thailändischen Strand ein profitables Internet-Business aufgebaut hat. Zwischendurch dann schnorcheln oder durch den Urwald stromern, Abends vielleicht Cocktails am Lagerfeuer.

Dann der Niederländer Pieter Levels, der später die Nomad-Community mit aufgebaut hat. Er hat 12 Startups in 12 Monaten gegründet, ist viel in Thailand, Singapur und Japan unterwegs, schwärmt von asiatischen Neon-Megametropolen und erobert sich so die Welt.

Oder man lese sich die Zusammenfassung ihres Jahres 2015 der Münchnerin Franzi alias Coconut Sports durch - unterwegs in 23 Ländern, einen Monat in Indien gearbeitet, ein halbes Jahr als Flugbegleiterin um die Welt, in Thailand MMA trainiert, Wandern in Kanada - Wahnsinn.

Solche Geschichten, ein guter Rotwein und Casper mit Auf und davon - hallo Reisefieber!

Aufbruch

Wie also fängt man an? Guides gibt es genug, oft auch unglaublich inspirierend. Da ich aber wirklich keine Lust hatte, dass mir das Geld ausgeht, war klar, ich will weiter fest arbeiten. Kündigen und irgendetwas wird sich schon ergeben - puh, ist sicher spannend, aber nichts mehr für mich. Und der Wohnungskauf wäre wohl geplatzt, hätte meine Bank davon etwas mitbekommen.

Das war für mich der schwierigste Teil: Meinen Chef zu überreden, sich auf ewiges Home-Office und Reduzierung auf eine 30h-Woche einzulassen. Na gut, viel Wahl hatte er nicht, aber das zu fordern hat mich viel Überwindung gekostet. Praktischerweise hatte ich dadurch gleich einen Termin für meinen letzten Tag im Büro. Alles andere hat sich dann ergeben: Dem Vermieter kündigen und graduell alle Möbel und Sachen verkaufen, dazu unglaublich viel wegwerfen. Man muss ja alles, was man besitzt, auf eine Reisetasche reduzieren; na gut, ein wenig kommt noch in der elterlichen Scheune unter.

Tja, und natürlich die Orga. Meine Postadresse für Banken, Finanzamt usw. habe ich auf eine Berliner Agentur namens Dropscan umgestellt, die für mich ankommende Briefe direkt als PDF einscannt. Briefe verschicke ich eh schon länger digital. Dann der GEZ kündigen, eine Auslands­kranken­versicherung für 60€ monatlich abschließen und mich von der Stadt abmelden. Schließlich noch ein Handy mit zwei SIM-Slots gekauft um die deutsche Nummer zu behalten, ein Visum besorgt und den ersten Flug gebucht, das war's.

Eine Stadt zu verlassen ist natürlich immer hart. So viel Gewohntes, das aber fest zum Leben dazugehört. Sehr gute Freunde und meine liebe Schwester. Die ganzen Erlebnisse die man hatte, die Orte und Straßen, die man kennt, alles lässt man zurück.

Und dann zurückgepresst im Sitz die Beschleunigung auf der Startbahn, es geht los!

Das Nomadenleben

Das Ganze zu erklären ist oft schwierig. Es geht nicht darum, Urlaub zu machen, nur am Strand zu liegen oder ein halbes Jahr viele Städtereisen zu machen. Es ist ein Lifestyle, eine Art zu Leben, vielleicht als dritte Option gegenüber dem Wohnen auf dem Land oder in der Stadt - das Welt-Leben. Der Kern ist die Ortsunabhängigkeit, jederzeit sein können wo man will.

Natürlich gestaltet sich das Nomadentum jeder selbst; für mich ist das Ziel, die unendliche Freiheit der großen Welt zu genießen und dabei ein erfolgreiches, ortsunabhängiges Business aufbauen. Dabei will ich auch meine teilweise sehr verstreuten Freunde besuchen, was bisher im Alltag nicht möglich war.
Für mich machen vor allem Großstädte Sinn, denn hier gibt es eine gute Verkehrs-Infrastruktur (Taxis, Busse, Züge, Flughafen), schnelles Internet und eher junge und aufgeschlossene Menschen. Ich will in Wohnungen in der Innenstadt wohnen und alles nah fußläufig erreichbar haben. Ich will weiter einmal pro Woche in's Gym gehen und hin und wieder über die Strandpromenade oder durch den Stadtpark joggen. Am Wochenende gilt es mit Ausflügen das Land zu entdecken und Abends mal mit Locals oder anderen Nomaden ein Bierchen trinken.

Ich will überall hin, in Skyline-Metropolen wie Singapur oder New York, in chaotische indische Städte wie Mumbai oder Bangalore, auf Sandstrand-Inseln in Thailand, in das trubelige Rio de Janeiro und nach Nowosibirsk in Sibirien - Hauptsache spannend und abwechslungsreich.

Los geht's

Auf die Frage nach dem wie lange: Open End. Für immer geht das wahrscheinlich nicht, denn sobald man Kinder bekommt und die in die Schule schickt, braucht es sicher mehr Konstanz. Ab wann man selbst keine Lust mehr auf die ständigen Wechsel hat, lässt sich natürlich schlecht vorhersagen.

Ich bin überglücklich, diesen Schritt in das neue Leben gegangen zu sein. Soweit habe ich anderthalb Monate Georgien und Armenien hinter mir und kann kaum abwarten, was mir die nächsten Jahre bringen werden. Und für jeden, der überlegt Ähnliches zu tun: Es wirkt unglaublich, dass man dieses Leben tatsächlich so leben kann, aber es ist auch für dich wahrscheinlich viel machbarer, als du denkst :)

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