Die Suche nach der Freiheit

16.01.2016Über die Wahrscheinlichkeit, ein erfolgreicher Unternehmer zu werden

Immerhin seit schon fast drei Jahre versuche ich, Unternehmer zu werden. Mittlerweile halte ich das aber meist aus Gesprächen heraus und betitel mich einfach als Selbstständigen oder Angestellten, je nachdem, wie ich zurzeit mein Geld verdiene. Gerade Älteren ist das angehende Unternehmertum sehr schwer zu erklären, während Gleichaltrige den Wunsch und Versuch zwar akzeptieren können, aber manchmal unwirsch darauf reagieren.

Regelmäßig kommt natürlich die Frage auf, wie wahrscheinlich es ist, es zu „schaffen“. Für mich sehr erstaunlich: Oft wird es als reine Glückssache abgetan. Die Psychologie kennt natürlich den Hang des Menschen, die eigenen Erfolge auf das Können und eigene Misserfolge auf Pech zurückzuführen - beim Betrachten Anderer dagegen erscheint Erfolg als Glück und das Scheitern war hausgemacht, man hat es ja eh schon lange kommen sehen.

Ich bin der Meinung: Kaum etwas liegt so sehr in der eigenen Hand, wie der Erfolg und Misserfolg im Entrepreneurship.

Rezept: Chancen erhöhen

Um eine Brücke oder eine Software zu bauen, kann man relativ klaren Anleitungen folgen. Es gibt erprobte Werkzeuge und Vorgehensweisen, um Stück für Stück an das Ziel zu kommen. Beim Unternehmertum ist das anders, es kommt zu sehr auf das konkrete Produkt oder die Dienstleistung an, es gibt keinen direkten Weg den man befolgen kann und der einen dann sicher zum Ziel führt.
Es gibt ja nicht einmal eine Ausbildung dafür. Entgegen mancher Annahmen sind BWL und MBA für Startups wohl nicht sonderlich geeignet, da sie für das Verwalten und Entwickeln schon bestehender Unternehmen konstruiert wurden, während Startups ja eher Versuche sind, überhaupt ein Unternehmen entstehen zu lassen. Entsprechend werden im Silicon Valley der Großteil der Hightech-Startups auch von Techies gegründet.

Was kann man also tun? Man nimmt die winzige Chance, erfolgreich zu werden und multipliziert sie. Beispiel: Mein Bürokollege Johannes kauft gerade einen Snackautomat, um ihn mit gesunden Leckereien aufzufüllen und im Bahnhof zu platzieren. Das soll dann im besten Fall 100€ im Monat abwerfen, er investiert dafür 1.000€. Vielleicht klappt es nicht, genauso wenig wie vorher der Newsletter für Unternehmen, der TÜV-Erinnerungs-Service für Werkstätten, das Buch über Gin oder der Stipendien-Service für Studenten, den wir vor kurzem versucht haben. Das macht aber nichts, denn selbst wenn die nächsten fünf Ideen krachend scheitern, irgendwann funktioniert eine. Wenn jede auch nur 5% Aussicht auf Erfolg hat, ist man bei 14 Versuchen schon bei 50% Erfolgswahrscheinlichkeit. Natürlich ist es auch eine Herausforderung, gute Ideen zu finden, aber darin wird man besser.

Wie sieht das bei mir aus? Seit meinem Anfang im März 2013 hab ich auf die k-App gesetzt, hier kommt aber wohl nichts bei herum. Zwischenzeitlich hatte ich OurKingdoms versucht, das war auch nichts. Ab Januar 2015 hab ich an OpenRussian gebastelt, auch hier noch nichts, auch wenn ich noch Potential sehe. Dann vor Kurzem das Mini-Projekt des Stipendien-Service mit Johannes, da haben wir keine großen Möglichkeiten gesehen. Aber momentan habe ich noch drei gute Ideen auf Lager, die darauf warten, angegangen zu werden.

Voraussetzungen schaffen

Will man viele Ideen durchprobieren, braucht man vor allem eines: Zeit. Die hatte ich mir anfangs erkauft, indem ich Geld angespart und davon die ersten anderthalb Jahre gelebt hatte. Danach hatte ich als Selbstständiger einen guten einjährigen Auftrag, an dem ich nur etwa 10h/Woche arbeiten musste. Anschließend weitere kleinere Aufträge, aber dann hatte ich mein Blatt überreizt und musste wegen massiven Steuernachzahlungen in die Festanstellung flüchten. Irgendwann komme ich da auch wieder heraus und bis dahin arbeite ich eben abends und an Wochenenden.

Hier mein ideales Lebens-Setup, dem ich momentan aber nicht gerecht werde:

Man stelle sich jemanden vor, der durch ein Gründerstipendium ein Jahr lang an Ideen arbeiten und nach Abzug der Lebenshaltungskosten noch 1.500€ hinein investieren kann. Und dagegen jemanden, der nur 2h/Tag und 200€/Monat aufbringen kann. Ein gigantischer Unterschied in der Erfolgschance.

Fehler vermeiden

Verfolgt man in der Branche neben den Erfolgen auch die Fehlschläge, stellt man schnell Muster fest. Dazu die eigenen Erfahrungen und das Lesen von Analysen, kommt man zu einer Liste von Gründen für Scheitern. Vermeidet man die, kann das schon der halbe Weg sein. Die großen drei sind fehlende Nachfrage für die Idee, dysfunktionales Team und kein gutes Geschäftsmodell. 18 weitere Gründe listet Paul Graham auf und 146 Post Mortems zeigt CB Insights.

Nicht umsonst zielen moderne Ansätze des Entrepreneurship eben auf die Fehlervermeidung ab, siehe z.B. Lean Startup oder auch Traction. Die oberste Doktrin ist dabei „fail fast“, also das schnelle Evaluieren von Ansätzen. Untaugliche Ideen und Verfahren werden schnellstmöglich aussortiert, so dass wie in einem Sieb nur noch Gutes hängen bleibt. Praktisches Beispiel: Bevor man ein Produkt entwickelt das keiner will, bastelt man nur schnell einen Prototypen und konfrontiert damit potentielle Nutzer. Abhängig von deren Reaktion verwirft oder verfeinert man dann die Idee.

Das Wichtigste: Anfangen

Seine Chancen auf Erfolg kann man stark erhöhen, wenn man hartnäckig bleibt, sein Leben in eine dafür möglichst günstige Position bringt und die gängigen Fehler vermeidet. Aber vor allem eine Gemeinsamkeit haben alle erfolgreichen Unternehmer: Sie fangen an. Wer das tut, ist damit Vielen schon weit voraus. Und ob es was wird, liegt an einem selbst.

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